Mittlerweile sind Kameras so klein und erschwinglich geworden, dass viele Menschen täglich mit Kameras ausgestattete Smartphones in ihren Hosentaschen mit sich führen und damit Bilder zum Beweis unserer Existenz machen. Dabei gilt: Jedes nicht-gemachte Bild ist für immer verloren. Durch die Verortung der Daten schaffen wir gemeinsam ein hochaufgelöstes Abbild einer Zeit, in der jeder ein Datensammler und Dokumentar ist.
Gleichzeitig verändern technologische Entwicklungen aus dem Feld Wearable Computing unsere Wahrnehmung von Kameras, die nun noch näher an die Haut der Träger gelangen und somit jeglichen Moment – ohne eine explizite Geste des Zückens und Auslösens – zu Erinnerungen werden lassen. Es sind nicht mehr nur staatlich installierte Überwachungskameras, die das Geschehen auf der Straße festhalten, sondern es sind die Bürger selbst, die beobachten und Informationen in Massen speichern.
Doch was passiert mit der schier unüberschaubaren Menge an Fotos und Videos, die auf unsere Festplatten und auf die Server der Welt strömen? Wie helfen Metadaten, um Fotos indexikalisch mit der Realität zu referenzieren und Geschehnisse zu rekonstruieren und zu beweisen? Welche ästhetischen Qualitäten haben Bilder, die wir unbewusst machen? Wie verhalten sich Menschen, wenn sie wissen, dass ihr Handeln aufgezeichnet wird? Wie sieht ein generiertes visuelles Tagebuch aus? Wann müssen wir aufhören, alles festhalten zu wollen, und wieder lernen, zu vergessen?